Der Kurt Gödel Freundeskreis Berlin verleiht mit Unterstützung der Bergischen Universität Wuppertal den
Kurt Gödel Preis 2023
zur Förderung und Verbreitung von Gödels Werk in Natur- und Geisteswissenschaften.
Dieser Preis wird wieder im Rahmen eines Essaywettbewerbs für die besten Antworten auf die folgende Frage verliehen:
Spielt Unvollständigkeit in Gödels Sinn eine Rolle für das Verhältnis von Mikro- und Makrophysik, und wenn ja, welche Konsequenzen hätte dies?
Zur Erklärung:
Die große Frage in der Physik seit ca. 100 Jahren ist, wie Einsteins Relativitätstheorie und die Quantenphysik miteinander vereinbar sein sollen. Seit diesen ca. 100 Jahren entkoppelt man in den meisten Bereichen der Physik eine Mikro-(Quanten-)Physik der Einfachheit halber von Makrophysik/Kosmologie, um sich die Schwierigkeiten einer verständlichen Alltags-Übersetzung zu ersparen und um sich nicht in Interpretationsfragen streiten zu müssen, die wiederum jeweils sehr unterschiedliche Alltagserfahrungs-Interpretationen mit sich brächten. Daneben wurden Modelle, nach denen sich die Welt in Viele-Welten teile, eine Welt vervielfachter Dimensionen, Quantenkosmologie, Stringtheorie usw. vorgeschlagen. Sie sind alle problematisch, weil sie alltäglicher Erfahrung und/oder erkenntnisphilosophischen Überlegungen widersprechen bzw. damit unvereinbar sind.
Ein Berührungs- und Brennpunkt der beiden grundlegenden physikalischen Theorien über die Welt ist die Frage nach dem Wesen bzw. der Natur von Zeit. Gödel machte 1949 eine „radikale“ Berechnung, die er 1956 hinsichtlich der philosophischen Konsequenzen diskutierte und die in der Physik verdrängt bzw. radikal marginalisiert wurde. Darum machten wir das Gödelsche Argument, dass es gar keine Zeit gibt, zum Gegenstand der letzten Gödel-Preisfrage. Doch auch die Frage, welche Relevanz Gödels Unvollständigkeitstheoreme für das Verhältnis von Mikro- und Makrophysik haben könnten, erscheint uns längst nicht ausdiskutiert, zumal die philosophische Auseinandersetzung mit der Festkörperphysik erst in den letzten zwei Jahrzehnten begonnen hat. Hierbei denken wir an neuere theoretische und experimentelle Ergebnisse zur Dekohärenz, zur Frage, wie groß Quantensysteme sein können, ohne in klassische Systeme zu kollabieren, und generell zur Unterscheidbarkeit von Mikro- und Makrosystemen, bzw. zur Unentscheidbarkeit der Kriterien für eine Grenzziehung zwischen Quantensystemen und klassischen Systemen. Interessant finden wir in diesem Zusammenhang etwa den 2015 von Prof. Michael Wolf zusammen mit Toby S. Cubitt und David Perez-Garcia in Nature veröffentlichten Beitrag über die Unentscheidbarkeit des spectral-gap Problems (Cubitt et al.*).
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* zusätzlich Cubitt: https://arxiv.org/abs/2105.09854
1. Preis: 10.000,- €
sowie fünf weitere Preise für besonders gute Beiträge
aus der Shortlist mit jeweils 1.000,- €
Teilnahmebedingungen:
- Mit der Teilnahme an dem Wettbewerb akzeptieren die Teilnehmer folgende Teilnahmebedingungen.
- Mindestumfang 4000 Zeichen (mit Leerzeichen)
- Eingaben für den Wettbewerb bitte nur als E-Mail senden an: goedel-preis@gmx.de
- Beiträge können nur in Deutsch oder Englisch verfasst werden.
- Einsendeschluss ist der 31.01.2023.
- Alle eingereichten Beiträge werden der Jury anonymisiert vorgelegt. Die Namen der Verfasser werden ihr erst nach der endgültigen Entscheidung mitgeteilt.
- Die Jury des Kurt Gödel Preises trifft eine Vorauswahl unter den Beiträgen, indem sie die Beiträge ausschließt, die eine 2/3 Mehrheit der Jury für weniger interessant erachtet (Shortlist)
- Diese Vorauswahl wird auf der Webseite des Kurt Gödel Freundeskreises – bis zur Preisverleihung ohne Nennung der Autorennamen – veröffentlicht.
- Anschließend berät und entscheidet die Jury über die 6 Preisträger. Die am Ende nicht prämierten Beiträge der Shortlist werden nach der Preisverleihung vom Kurt Gödel Freundeskreis nicht weiter veröffentlicht.
- Die Gewinner werden bis spätestens 30.04.2023 schriftlich benachrichtigt.
- Wenn nach Ende das Wettbewerbs eine gedruckte Veröffentlichung des Beitrags realisiert werden soll, müssen die Autoren, die ihren Beitrag in Deutsch eingereicht haben und an der gedruckten Veröffentlichung beteiligt sein wollen, bis 11.6.2023 eine englische Übersetzung angefertigt und uns nachgereicht haben.
- Mit der Einreichung eines Essays erklären sich die Autoren bzw. die Autorenkollektive damit einverstanden, dass der Kurt Gödel Freundeskreis Ihre persönlichen Daten speichern und im Rahmen des Wettbewerbs verwenden darf. Alle Teilnehmer müssen bei der Abgabe ihres Beitrags Namen, Geburtsdatum, Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und die gegebenenfalls institutionelle Zugehörigkeit angeben. Wir löschen die persönlichen Daten der Autoren der nichtprämierten Beiträge nach Abschluss des Wettbewerbs.
- Bitte senden Sie Ihre persönlichen Daten in einer separaten Datei. Das Textdokument darf keine Hinweise auf den Verfasser enthalten. Ihre persönlichen Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Einwilligung nicht an Dritte weitergegeben und ausschließlich für den Zweck des Wettbewerbs verwendet.
- Jede/r Autor/in eines Beitrags ist damit einverstanden, auf alle Ansprüche aus dem Copyright seines/ihres eingereichten Beitrags bei einer Veröffentlichung im Internet gegenüber dem Kurt Gödel Freundeskreis als Herausgeber zu verzichten. Ansonsten verbleiben die Copyrights bei den Autoren.
- Die Namen der Gewinner dürfen in der Folge vom Kurt Gödel Freundeskreis in jeder Form und in allen Medien veröffentlicht werden. Fotos von Gewinnern, die in Zusammenhang mit der Preisvergabe erstellt oder an den Kurt Gödel Freundeskreis übermittelt wurden, dürfen ebenso veröffentlicht werden.
- Der Jury wird das Recht eingeräumt, bei qualitativ gleichwertigen Eingaben, den 1. Preis unter den Autoren der qualitativ gleichwertigen Essays zu gleichen Teilen aufzuteilen,
- Die Entscheidungen der Jury des Kurt Gödel Preises sind endgültig. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. [Die Jurymitglieder werden vom Kurt Gödel Freundeskreis bestimmt]
- Die Jurymitglieder erklären sich damit einverstanden, selbst keine Beiträge einzureichen.
- Alle eingereichten Essays müssen unveröffentlicht und vom Autor bzw. dem Autorenkollektiv selbständig verfasst sein. Es dürfen keine anderen als die angegebenen Quellen verwendet werden. Alle Zitate und Entlehnungen müssen als solche gekennzeichnet werden.
- Ein Verstoß gegen die Teilnahmebedingungen führt zum Ausschluss aus dem Wettbewerb.
Kurt Gödel Freundeskreis, c/o Hans Schwarzlow, Arenholzsteig 3, 12103 Berlin, www.kurtgoedel.de
Für Presseanfragen zum Preisausschreiben kontaktieren Sie bitte
Hans Schwarzlow: schwarzlow[ät]t-online.de oder Oliver Passon: passon[ät]uni-wuppertal.de