Ein paar einleitende Worte zur Preisverleihung
des Gödel Preises 2025.
Meine Damen und Herren,
Mein Name ist René Talbot und zusammen mit Hans Schwarzlow sind wir die Gründer des Kurt Gödel Freundeskreises.
Dieser 4. Wettbewerb ist der krönende Abschluss der Gödel Preisausschreiben, die wir 2019 begonnen haben, es sei denn, das Preisausschreiben wird von einer der beiden Universitäten Wuppertal oder Bamberg übernommen. Gleichzeitig ist das aber auch der Auftakt für die Vorbereitungen für das Gödel Jahr 2028. Dafür kam vor einem Jahr der erste Impuls ebenfalls von uns Gödel Begeisterten, sozusagen aus der „Gödel Fan-Kurve“.
Zurückblickend hatten wir mit Christoph Benzmüller den Verbündeten gefunden, der einerseits im Februar 2019 an der Freien Universität Berlin einen Workshop veranstaltete, bei dem wir unseren ersten Wettbewerb öffentlich machen konnten. Andererseits war er bereit, sich auch an der Jury dieses ersten Wettbewerbs zusammen mit Eva-Maria Engelen und Oliver Passon zu beteiligen. Unabsehbar war für uns damals, dass wir nach der ersten Frage nach Beweisen für die Unmöglichkeit, den Reduktonismus zu verteidigen, mit den nächsten 3 Preisausschreiben das provokative Fragen so weit treiben konnten, dass nun mit dieser Veranstaltung so großartig Kurt Gödel’s Ontologie und Metaphysik zur Sprache kommen.
Damit wird Kurt Gödel nicht nur in der Mathematik und Logik, Physik und Astronomie zur Zumutung, sondern auch in den Kernbereichen der Philosophie, in Metaphysik bzw. Ontologie. Das kommt z.B darin zum Ausdruck, welchen Titel Cordelia Mühlenbeck ihrem Wettbewerbs-Beitrag gegeben hat: Gödels holistische Ontologie – Grundlegung der Wissenschaften auf einer exakten Theorie der Metaphysik. Das ist hoch gereizt, wenn von einer exakten Theorie zur Grundlegung der Wissenschaften gesprochen wird, aber wie gesagt: Großartig.
Da werden Fenster aufgestoßen und der zweite Gewinner des ersten Preises, Tim Lethen, schreibt dann auch über Gödel und der Materialismus der Engel. Hinzu kommen die anderen 4 Preisträger Edward Zalta und Gary Mar aus den USA, Georgii Paksiutov aus Russland und Levin Hornischer aus den Niederlanden. Das ist ein Hinweis darauf, wie international der Preis geworden ist. In dem von Brigitte Falkenburg, Christoph Benzmüller und Oliver Passon zusammengestellten Buch „Gödels Ontologie“ sollen noch weitere Texte aus der Shortlist erscheinen.
Über 100 Jahre lang wurden durch Ludwig Wittensteins an sich banalen Satz im Tractatus logico-philosophicus: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ der Ontologie und Metaphysik Grenzen gezogen. Es wirkte sich insbesondere nach 1945 stark darauf aus, dass Wissenschaft immer reduktionistischer wurde. Die Existentialisten ragten aus diesem Gehege hinaus. Sie erkannten, dass die Existenz vor der Essenz steht, und es deswegen eben auch keine feste Wesensbestimmung des Menschen gibt. Menschen machen sich erst zu dem, was sie sind und werden. Die Existentialisten fokussierten auf die Entscheidungen der Menschen, und deren Freiheit. So bekommt der Sinn ein Sein in der Welt.
Oder, wie Ernst Bloch es gesagt hat: Ich bin, aber ich habe mich nicht, darum werden wir erst.
So hat Kurt Gödel auf der langen Sicht doch noch dem Wiener Kreis und Ludwig Wittgenstein ein Schnippchen geschlagen. Das 4. Gödel Preisausschreiben hat als Resultat zu Tage gefördert, dass man doch aus gutem Grund über Metaphysik und Ontologie, sogar aufgrund einer exakten Theorie sprechen kann, also nicht nur schweigen muss. Damit wird das eingelöst, was Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen als Ziel in der Philosophie angegeben hat: „Der Fliege den Weg aus dem Fliegenglas zeigen.“ (PU 309)
Für die Preisverleihung übergebe ich jetzt das Wort an Oliver Passon. Er ist im deutschsprachigen Raum der vielleicht beste Kenner der Bohmschen Interpretation der Quantenmechanik. deren Nichtlokalität passt perfekt mit Gödels holistischer Ontologie zusammen.